Tagebuch

Die Andere

Wir sind viele und niemand zugleich. Wenn ich lese, was ich vor über einem Jahr geschrieben habe, lese ich über eine Fremde. Nicht über eine Unbekannte. Ich kann mich gut an mich erinnern. Das Beschriebene kommt mir bekannt vor, aber die Sprache ist mir fremd. Es ist, als würde jemand anderer erzählt haben, der zufällig meine Geschichte kennt Der zufällig an den selben Orten meiner Geschehnisse war. Der meine Wege gegangen ist. Erlebt und gefühlt hat wie ich.

Ich schaue hinter mich, zurück auf die Frau, die ich vor drei Jahren war. Ich könnte sie beschreiben, weil ich nicht mehr als sie schreibe. Aber ich verspüre keinerlei Bedürfnis, über sie zu berichten, denn die Art, wie sie sich selbst das Liebste ihrer Betrachtungen war, ist mir nun fremd. Sie hat versäumt, ihre Geschichte selbst zu erzählen. Jetzt ist es zu spät. Weder sie noch ich können es tun.
Ich werde mir etwas einfallen lassen müssen. Vielleicht werde ich jemanden erfinden. Eine Andere, die ihr in jeder Hinsicht ähnelt, aber doch so verschieden ist, dass ihre Empfindungen zugleich auch die jeder Anderen sein könnten.

Hochbegabt

Die beste Note in meinem Leben ist
die Selbstzensur.

Im Inkubator

Ich schreibe ja! sagte ich dem Freund gestern am Telefon, als er mich ein wenig vorwurfsvoll an mein Weblog erinnerte. Ich schreibe, aber es kommt derzeit alles auf Papier. Notizen, Tagebuch, Gedichte, Romanfragmente, ich habe 3 voll beschriebene Bücher auf dem Schreibtisch liegen, unzählige Blätter und einen halben Zeichenblock mit Skizzen! sagte ich. Ich bin in der Inkubationsphase. Ich brüte!
Wir lachten, weil das Wort "brüten" uns beide an etwas erinnerte, was ich bisher eben nicht getan.
Aber ja, so vieles ist derzeit in Arbeit. Im Mai soll das neue Liederprogramm auf die Bühne kommen. Es wächst und wächst und mir hoffentlich nicht über den Kopf. Anfangs war es als kleines Programm mit Stücken von Schumann, Schubert und Brahms gedacht, aber meine Gedanken über das Thema sprengen die Gattung, sprengen das Lied, und ich lande immer wieder bei Texten und Szenen, also wird es um einen Sprecher erweitert, der die Texte übernimmt. Wenn ich mutig genug bin, dann auch 2, 3 Gedichte von mir. Sie würden so gut passen, diese Apokalypserln. Das Wort habe ich seit der Lesung von ANH hier in Wien im Kopf, es ist so sehr österreichisch: Apokalypserl. Karl Kraus nannte Österreich ja auch einmal die Probebühne für den Weltuntergang. Das kann ich gut verstehen. Immerhin habe ich hier vor 3 Jahren meinen eigenen geprobt.
In ARGO ANDERSWELT gäbe es, so A. Trojan, der durch die Lesung in der ALTEN SCHMIEDE führte, viele dieser Apokalypserln. Aber je länger ich darin lese, desto mehr begreife ich dieses Buch als eine einzige Liebeserklärung an das Leben. Ich widerstehe der Versuchung, ungefähr einmal pro Absatz ins Glossar zu schauen. Man kann ANH ohnehin nicht lückenlos begreifen. Vielleicht schreibe ich demnächst noch mehr davon ins Tagebuch, denn das Lesen dieses Romans ist ein SEIN im Spannungsfeld von Assimilation und Akkomodation, und darin wiederum dem wirklichen Leben nicht ganz unähnlich. Gilt es doch immer wieder neu zu entscheiden, was ausgebrütet und was sterben gelassen wird.

Wunderbares Theater

Post von Pippin I. Ich weiß nicht, was ich schöner finden soll, den Umschlag, das Geschriebene oder die Zeichnung, die er mitschickt. Alles ist wunderschön.

Im wirklichen Leben Leben heißt Pippin Helmut Brade, ist ein bekannter Plakatkünstler und Bühnenbildner von Peter Konwitschny. Er lebt in Halle a. d. Saale, nicht weit entfernt von meiner Heimatstadt. Letzte Woche war er drei Tage hier in Wien, wo wir gemeinsam die Museen der Stadt durchstreiften, wobei ich viel lernte über Rudolf II, Manierismus, Cellini und Arcimboldo und über "echtes" Theater. Er erzählte Geschichten über Japan, irrwitzige Begebenheiten bei Opernproben und auch von einer Reise nach Georgien im Jahr 2003. Ich bat ihn, mir die Aufzeichnungen zu schicken.

Eine Geschichte fand ich besonders schön, weil sie von einem Theater handelt, wie man es heute kaum mehr erlebt.

"...eine Probe im Puppentheater von Reso Gabriadse. Auch der kleine Zuschauerraum hängt voller Plakate. Das Portal besteht aus verschiedenen großen Fächern, wie bei einem aufrecht stehenden Setzkasten, die mit Requisiten und Kuriositäten, wahrscheinlich vergangener Inszenierungen, ausgefüllt sind.

Geprobt wird die Wiederaufnahme von "Die Schlacht von Stalingrad". Was wir sehen sind poetische Szenen, die auf einer schwarzen Bühne von sichtbaren Puppenführern auf einer Art Tisch vorgeführt werden. Text und Musik kommen über Ton. Eine lange Reise wird dargestellt, indem auf zwei sich drehenden Tellern Masten, Häuser und andere liebenswerte plastische Versatzstücke aufgestellt und wieder herunter genommen werden. In einem Fluss, der mit einer Spirale dargestellt ist, die von Hand geleiert wird, badet ein Mädchen. Als es aus dem Wasser kommt, klopft es mit dem Finger (der Puppenführerin) die Nässe aus den Ohren. Ein Esel wird erschossen. Ein Engel kommt auf einer Leiter vom Himmel. Ein Soldat an der Front erlebt, wie seine Braut heiratet. Die Kriegsmaschinerie wird zu Schostakowitschs Musik mit nicht enden wollenden Schlangen von Munitionskisten gezeigt. Hinten werden immer wieder die Kisten zugestellt, die vorne frei werden.Wunderbares Theater."

Aus: GEORGIEN, ein Reisetagebuch. Helmut Brade, Halle a. d. Saale

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Einfach so

Wenn man an einem Sommerabend auf einer Wiese mitten in Wien sitzen und der Sonne zusehen kann wie sie langsam untergeht, dann überkommt einen schon mal das Glück. Man rechnet eigentlich nicht damit, und man muss aufpassen, dass man nicht überschnappt.

In quietschendem Bogen fährt ziemlich nah an mir eine Straßenbahn vorbei, aus der die Fahrgäste zu mir herüber und über mich hinweg in die Fenster der Wohnblocks hinter mir schauen. Vielleicht werden sie in ein paar Minuten dort zu Hause sein, werden ihre Kinder begrüßen und sich einen Kaffee machen, werden miteinander streiten. Oder sich lieben.

Ein paar Meter entfernt setzt sich ein junger Mann auf die Wiese. Er hat seinen Hund dabei, einen schwarzen Mischlingswelpen. Zärtlich klemmt er ihn sich zwischen die Beine und beginnt ihn mit einer Bürste zu striegeln.

Plötzlich will ich hinübergehen und mich zu ihnen legen. Einfach so.
Am Horizont versinkt wie eine riesige Blutorange die Sonne und färbt den Himmel über uns in ein unfassbares Rot.

...und stiehlt die Garben weg vom Feld

Auf dem Weg zur Porta Posterola die staubige Via Garibaldi entlang kam ich am Milchladen vorbei, dessen Besitzer eben dabei war sich vor seinem Laden eine Zigarette anzuzünden. Was für ein schönes Bild, dachte ich. Das hätte ich gerne festgehalten.
Aber nicht erst seit ich das Buch von Susan Sontag "Über Fotografie" gelesen habe scheue ich mich, Menschen zu fotografieren. Durch das Ablichten, oder Abschießen - nicht umsonst nennt man das Fotografieren der Paparazzi so - stiehlt man dem Menschen etwas weg, so meine Empfindung. Man fängt etwas von ihm ein, dessen er sich nicht einmal bewusst sein muss. Selbst in exotischen Ländern, oder gerade dort, habe ich es immer vermieden, Menschen abzulichten. Auf meinen Bildern sind so unspektakuläre Motive wie die Pyramiden, ein Kugelfisch oder ein Riesensteinpilz zu sehen. Und das Meer. In allen Farben, zu allen Jahreszeiten. Selten aber, fast nie habe ich Menschen fotografiert. Auch von mir selbst gibt es kaum Fotos. Meist stammen sie von der Bühne, von öffentlichen Auftritten. Mich selbst abzulichten hat etwas eigentümlich narzisstisches. Man rückt sich für einen Augenblick in ein bestimmtes Licht, fängt sich ein, und stiehlt sich doch etwas weg. Vielleicht erklärt das, warum ich mir beim Betrachten dieses Bildes ein wenig verloren vorkomme. Wenn man sein Bild in die Offenheit der Welt - und das hier IST ein öffentlicher Raum - hineinwirft, wirft man nicht immer auch ein Stück von sich selbst mit weg, obwohl man glaubt, sich zu vervielfältigen? So denke ich - und bin vielleicht gerade deshalb nicht.

Zigarette

Dein Jakobsweg

Der Tag versprach so schön zu werden: Mit dem amerinischen Freund saß ich in seiner Küche, wir hatten eine Honigmelone zu orangefarbenen Schiffchen aufgeschnitten und aßen dazu vom Parmaschinken. Ich erzählte ihm von der Oper, versuchte ihm das aus meiner Sicht Besondere daran schmackhaft zu machen und wählte als Hörbeispiel Claudia Muzio, wie sie "Cecilia" singt, das saß. Ergriffen lauschte der Freund, und ich plauderte weiter, über Stimmführung in den verschiedenen Epochen, vom Belcanto und was ihn ausmache...
Die Sonne fiel durch die hohen Fenster und durch die offene Tür vom Hof herein, so dass es uns vorkam als säßen wir unter freiem Himmel. Die hohen Wände und der Marmorboden hallten wider vom Klang dieser göttlichen Stimme, und berauscht gingen wir in den Tag: der Freund, welcher danach in die Stadt fuhr und ich, die sich zum Singen bereit machte, als das Handy klingelte.

Ich sah den Namen des Anrufers im Display und wusste sofort was dieser Anruf bedeutete: Keiner unserer gemeinsamen Freunde würde mich ohne Grund hier in Italien anrufen, wenn nicht irgendetwas an deiner Situation sich gravierend verschlechtert hätte. Allerdings, was hätte sich noch verschlechtern können? Vor zwei Tagen kam der Zustandsbericht einer Freundin als Rundmail. Eine Verlegung ins Hospiz sei abgebrochen worden, man hätte dich an einen Tropf gehängt. Ich fühlte mich ohnmächtig, beschloss aber, dass ich jetzt im Urlaub sei und sowieso nichts tun könne. Ich verhielt mich still und schrieb nichts dazu. Aber ich wünschte mir zwei Dinge, die sich ausschlossen: "Warte noch, bis ich zurück bin." und "Ja, geh. Lass los!"

Wir, deine Freunde, die dich gemeinsam pflegten, schreiben uns immer sofort, wenn es aktuelle Veränderungen gibt. Nun also, ich kannte die Aufs und Abs, reagierte mit der Zeit gelassener auf solche Katastrophenmeldungen. Wie viel hast du schon ausgehalten, und wie oft hab ich an deinem Bett gesessen, deine Hand gehalten und geglaubt, du wärest schon auf deinem letzten Weg, um dich dann am nächsten Tag wieder strahlend und aufrecht im Bett sitzend vorzufinden. Nein, du würdest nicht so schnell gehen. Kurz vor meiner Abreise hatten wir noch den Jakobsweg geplant, von dem du so sicher warst ihn noch einmal gehen zu können. Wir alle wussten nie, wie ernst du das meinst, und ob du wirklich noch daran glaubst. Ausgesponnen haben wir diese Reise jedenfalls bis ins kleinste Detail: Flick und Flack, die Packpferde, welche du brauchen würdest, die Farbe der Satteltaschen, und wie die Stulpen der Pferde bestickt sein müssen, damit man kleine Dinge dort hineintun könne. Geld würdest du nicht brauchen, denn diese kleinen Dinge würdest du gegen Essen eintauschen...
Ich mochte diese Verschiebung, dieses Bild, welches du für das Unaussprechliche gewählt hattest. Mit dir in deine Welten einzutauchen, deinen Gedanken zu folgen, die der Tumor in deinem Hirn zu den absurdesten Konstrukten verwirbelte, das lies mich mein gesamtes Denken über Logik über Bord werfen. Es war wunderbar, mit dir zu spinnen! Es gab keinen, nicht einen einzigen Tag, an welchem du mich nicht zum Lachen, zum Wundern oder zum Staunen gebracht hättest mit deiner unendlichen Phantasie und deinem Glauben an das Schöne im Leben, an das Gute im Menschen. Und wer, wenn nicht du, hätte zweifeln dürfen...
Du warst mein Leuchtstern am Seelenhimmel während dieser ganzen letzten Zeit, und nie, niemals musste irgendwer dich trösten. Das ist das Wunderbare an dieser ganzen Geschichte: dass du uns, deinen Freunden, so viel Liebe, Kraft und Lachen geschenkt hast, während dein Körper an Schläuche angeschlossen und mit Medikamenten zugeschüttet langsam im Bett zerfiel. Dass wir, die wir teilweise einander nicht einmal kannten, durch dich zu Freunden geworden sind. Das wird bleiben.

Nun also der Anruf.
Es ist seltsam. So oft hab ich versucht, mir vorzustellen wie es sein wird wenn du stirbst. Wie sich das anfühlt: Der Tod. Und dann kommt er in zwei Sätzen durch ein Handy...
"Weine doch nicht!" hast du einmal zu mir gesagt, kannst du dich noch erinnern? Als mir einmal die Tränen kamen während wir das Vorspiel vom "Lohengrin" im Radio hörten und ich deine Hand hielt, die immer dünner und kraftloser wurde. "Wir haben doch soviel Schönes! Wir haben uns!"
Ich muss dir für so vieles Danke sagen.

Übrigens, du hast doch vor ein paar Wochen den Pfeil haben wollen, den ich beim Bogenschießen in der Mitte gespalten hatte, und ich ließ ihn dir, weil es dich so sehr freute, ihn anzuschauen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich dir sagte ich wolle ihn aber unbedingt wiederhaben, denn das sei etwas ganz Großes: den Pfeil des vorherigen Schützen, welcher bereits ins Schwarze getroffen, noch gespalten zu haben! Weißt du was? Behalt ihn. Wie klein käme ich mir jetzt vor, ihn wieder zurückhaben zu wollen. Und was ist schon groß. Der Tod ist groß.
Aber noch größer ist was du aus ihm gemacht hast.


P.S. Eben kam eine Nachricht von deinem Freund aus Spanien.
DER 25. JULI IST DER NAMENSTAG UND GROSSE FESTTAG DES SANTIAGO, DES HEILIGEN JAKOBS. ES IST DER HEUTIGE TAG, AN DEM SEIN ANDENKEN GEFEIERT WIRD. ES IST DER WICHTIGSTE UND SPIRITUELLSTE TAG FÜR SANTIAGO DE COMPOSTELA UND:
FÜR ALLE JAKOBSWEGPILGER!!!


Ich wusste, du wirst ihn gehen, deinen Jakobsweg. Gute Reise, mein Freund.


Am Anfang ist kein Wort

"Als ich hinunterstieg zum Rio Grande,
war da noch immer dieser Käse in meinem Kopf.
Dieser verdammt harte Käse. Wie ein Nagetier hatte ich meine Vorderzähne in einen besonders alten Schafskäse geschlagen und mir mühsam kleine Käsekrumen abnagt"

Ich weiß nicht mehr genau, wie wir darauf kamen, aber irgendwann bei Käse und Wein sprachen wir über das Schreiben, der amerinische Freund und ich.

Ich schreibe ja nicht mehr, seit ich aufgehört habe. Ich würde gerne wieder anfangen. Aber all die nichtgeschriebenen Worte eines ganzen Jahres plus das Jahr selbst, also die Zeit, die vergangen ist, ergeben eine Last die mich niederdrückt sobald ich nur ans Anfangen denke.
"Schreib doch über den Käse!" sagte der Freund. "und wie mühsam es ist, ein Stückchen davon abzubeißen. Nur ein paar Worte."

Worte. Wie alte, vertrocknete Brezeln stecken sie mir zwischen den Rippen. Gleich neben den Brezeln liegt übrigens ein mumizfizierter Fisch, der einmal mein Herz gewesen ist.

Als ich später vom Berg hinuntersah auf den Fluss, glaubte ich plötzlich am Ufer ein gelbes Eierschwammerl zu sehen. Mit einem Mal drehte sich der Fisch in meiner Brust auf die andere Seite und seufzte tief auf. Ich hab mich vielleicht erschrocken! (Immerhin war er tot.)

Es ist Abend geworden, und ich nage weiter an meinem Käse. Diesmal an einer weicheren Stelle.

Soll das jetzt ein Anfang sein?
Nagen und Denken. Die sind schon miteinander verwandt.

Angekommen

Ich bin angekommen, würde ich sagen wollen. Angekommen in meiner neuen Stadt, in meinem neuen Leben, welches so anders ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Wien hat ja nicht auf mich gewartet, sondern ich hab auf Wien gewartet. Bis ich es nicht länger aushielt in meiner alten Stadt, so lange habe ich auf Wien gewartet. Eines Nachts ist Wien dann zu mir gekommen, im Traum. Pack deine Sachen, hat es gesagt. Mach einfach! Mir war das unheimlich. Geradezu absurd war das Gefühl, morgens bei bei meinem Chef anzurufen und ihm zu sagen, dass ich seine Stadt, sein Theater und sein Ensemble verlassen werde. Für die Liebe, sagte ich. Das verstand er. Dieses Argument verstehen wahrscheinlich alle Menschen überall auf der Welt.
Dann ging eigentlich alles sehr schnell, weil immer alles sehr schnell geht, was ich wirklich will.
Als ich in Wien ankam, war die Liebe nicht mehr da. Sie war weitergezogen, zu einer anderen Frau, oder zu mehreren. Was weiß ich. Eigentlich spielt das auch keine Rolle mehr. Sie hat mich nach Wien gerufen, und bevor sie sich verzogen hatte, waren Wien und die Liebe eigentlich ein- und dasselbe gewesen. Ein Mischgefühl aus Abenteuer, Literatur, Architektur und Erotik. Es gibt bestimmte Plätze in Wien, die ich jetzt meide, weil an ihnen ein Kuss oder ein bestimmter Satz klebt, den die Liebe dort hat liegen lassen. Glücklicherweise sind es nur wenige, sonst hätte ich mir überlegen müssen die Stadt wieder zu verlassen, da es unmöglich gewesen wäre, Liebesleerstellen zu finden.

Jetzt ist es Winter. Die Stadt und ich, wir haben uns miteinander vertraut gemacht. Sie hat mir Menschen gegeben, die zu mir passen. Sie hat mir ein Weihnachtszuhause und eine Weihnachtsfamilie geschenkt. Im Gegenzug gebe ich ihr alles, was ich habe. Meine Begabungen, Talente, meine Zeit und meine Arbeit. Viel Neues entsteht. Ich bin meinem Traum von einem selbstbestimmten, kreativen Leben nicht nur ein Stück näher gekommen. Ich bin mitten drin.

Streitkultur

ist eine Kultur, die nicht jedermann beherrscht. Verfolge ich die aktuelle Diskussion der letzten Wochen in meinen bevorzugten Blogs, sträubt sich alles in mir, daran teilzunehmen. Sehnsüchtig, fast ein wehmütig denke ich an alte Zeiten zurück, in denen dort zwar schon heftig, aber immer auch respektvoll die Klingen gekreuzt wurden. Vor allem aber ging es um inhaltliche Auseinandersetzungen, welche schon auch mal zu persönlichen Seitenhieben verleiten konnten, aber niemals diesen hochneurotischen, verletzenden Angriffston hatten, welcher zum Teil nur noch über eine Person, meist belehrend zu ihr, kaum jedoch noch mit ihr spricht. Warum das so ist, und wie solche kommunikationstechnischen Dynamiken entstehen, darüber denke ich nach. Vor allem aber rette ich ein paar Schätze aus alten Zeiten hier herüber. Blogtheater heißt die Rubrik, die ich heute eröffne, und vielleicht kommen demnächst ein paar neue Dramen hinzu. Stoff gäbe es jedenfalls genug.


BEITRÄGE

Die Andere
Wir sind viele und...
Terpsichore - 29. Nov, 10:28
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So, what would Wittgenstein...
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"Lettre du voyant" muss es richtig heißen. Die verflixten...
il re di nevrosi (Gast) - 6. Sep, 19:30
Rimbaud
"Car JE est un autre." (Lettre de la clairvoyance)
il re di nevrosi (Gast) - 6. Sep, 14:55
Vielleicht ist das so....
Vielleicht ist das so. Vielleicht kommt es bei einer...
Terpsichore - 22. Aug, 10:22


Das Weblog TERPSICHORE wird vom Deutschen Literaturarchiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreibende erklären sich einverstanden.


picasso

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Aha,
help
Vielen lieben Dank, aber...
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