Wunderbares Theater
Post von Pippin I. Ich weiß nicht, was ich schöner finden soll, den Umschlag, das Geschriebene oder die Zeichnung, die er mitschickt. Alles ist wunderschön.
Im wirklichen Leben Leben heißt Pippin Helmut Brade, ist ein bekannter Plakatkünstler und Bühnenbildner von Peter Konwitschny. Er lebt in Halle a. d. Saale, nicht weit entfernt von meiner Heimatstadt. Letzte Woche war er drei Tage hier in Wien, wo wir gemeinsam die Museen der Stadt durchstreiften, wobei ich viel lernte über Rudolf II, Manierismus, Cellini und Arcimboldo und über "echtes" Theater. Er erzählte Geschichten über Japan, irrwitzige Begebenheiten bei Opernproben und auch von einer Reise nach Georgien im Jahr 2003. Ich bat ihn, mir die Aufzeichnungen zu schicken.
Eine Geschichte fand ich besonders schön, weil sie von einem Theater handelt, wie man es heute kaum mehr erlebt.
"...eine Probe im Puppentheater von Reso Gabriadse. Auch der kleine Zuschauerraum hängt voller Plakate. Das Portal besteht aus verschiedenen großen Fächern, wie bei einem aufrecht stehenden Setzkasten, die mit Requisiten und Kuriositäten, wahrscheinlich vergangener Inszenierungen, ausgefüllt sind.
Geprobt wird die Wiederaufnahme von "Die Schlacht von Stalingrad". Was wir sehen sind poetische Szenen, die auf einer schwarzen Bühne von sichtbaren Puppenführern auf einer Art Tisch vorgeführt werden. Text und Musik kommen über Ton. Eine lange Reise wird dargestellt, indem auf zwei sich drehenden Tellern Masten, Häuser und andere liebenswerte plastische Versatzstücke aufgestellt und wieder herunter genommen werden. In einem Fluss, der mit einer Spirale dargestellt ist, die von Hand geleiert wird, badet ein Mädchen. Als es aus dem Wasser kommt, klopft es mit dem Finger (der Puppenführerin) die Nässe aus den Ohren. Ein Esel wird erschossen. Ein Engel kommt auf einer Leiter vom Himmel. Ein Soldat an der Front erlebt, wie seine Braut heiratet. Die Kriegsmaschinerie wird zu Schostakowitschs Musik mit nicht enden wollenden Schlangen von Munitionskisten gezeigt. Hinten werden immer wieder die Kisten zugestellt, die vorne frei werden.Wunderbares Theater."
Aus: GEORGIEN, ein Reisetagebuch. Helmut Brade, Halle a. d. Saale
Im wirklichen Leben Leben heißt Pippin Helmut Brade, ist ein bekannter Plakatkünstler und Bühnenbildner von Peter Konwitschny. Er lebt in Halle a. d. Saale, nicht weit entfernt von meiner Heimatstadt. Letzte Woche war er drei Tage hier in Wien, wo wir gemeinsam die Museen der Stadt durchstreiften, wobei ich viel lernte über Rudolf II, Manierismus, Cellini und Arcimboldo und über "echtes" Theater. Er erzählte Geschichten über Japan, irrwitzige Begebenheiten bei Opernproben und auch von einer Reise nach Georgien im Jahr 2003. Ich bat ihn, mir die Aufzeichnungen zu schicken.
Eine Geschichte fand ich besonders schön, weil sie von einem Theater handelt, wie man es heute kaum mehr erlebt.
"...eine Probe im Puppentheater von Reso Gabriadse. Auch der kleine Zuschauerraum hängt voller Plakate. Das Portal besteht aus verschiedenen großen Fächern, wie bei einem aufrecht stehenden Setzkasten, die mit Requisiten und Kuriositäten, wahrscheinlich vergangener Inszenierungen, ausgefüllt sind.
Geprobt wird die Wiederaufnahme von "Die Schlacht von Stalingrad". Was wir sehen sind poetische Szenen, die auf einer schwarzen Bühne von sichtbaren Puppenführern auf einer Art Tisch vorgeführt werden. Text und Musik kommen über Ton. Eine lange Reise wird dargestellt, indem auf zwei sich drehenden Tellern Masten, Häuser und andere liebenswerte plastische Versatzstücke aufgestellt und wieder herunter genommen werden. In einem Fluss, der mit einer Spirale dargestellt ist, die von Hand geleiert wird, badet ein Mädchen. Als es aus dem Wasser kommt, klopft es mit dem Finger (der Puppenführerin) die Nässe aus den Ohren. Ein Esel wird erschossen. Ein Engel kommt auf einer Leiter vom Himmel. Ein Soldat an der Front erlebt, wie seine Braut heiratet. Die Kriegsmaschinerie wird zu Schostakowitschs Musik mit nicht enden wollenden Schlangen von Munitionskisten gezeigt. Hinten werden immer wieder die Kisten zugestellt, die vorne frei werden.Wunderbares Theater."
Aus: GEORGIEN, ein Reisetagebuch. Helmut Brade, Halle a. d. Saale
Terpsichore - 17. Jul, 11:12
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