PhiλοSοφία

...

So, what would Wittgenstein say about the caricatures of Mohammed? Formulating this in terms of semantic scepticism, he would stipulate on the drawings and say the following: this is not a prophet! (there is a line drawn by crayons). This is point 1. Now, the point 2 says “a situation is conceivable”, which means: we can make images of him. (Tractatus 3001). The logical reversal thus is: we cannot think of what we can’t picture. If we can’t imagine God in at least a logical world, he cannot exist, because existence is perfection. So, who has negative led to the ontological (and logical) proof of God when they say you cannot draw an image of God, the God's warriors are.

Was aber heißt das:

Eine Sprache finden.
Sich selbst zur Sprache bringen.
Man könnte es auch als Alchemismus bezeichnen: Der Alchemismus der Poesie. Wie sich die Worte verdichten. Wie sich unsere Sprache ausformt zu einem hintergehbaren Bericht über das Befinden unserer inneren Provinzen...

Pessoa mahnt

"Selbst wenn wir wissen, dass ein nie zustande kommendes Werk schlecht sein wird, ein nie begonnenes ist noch schlechter!"

Da Sie gefragt haben

Es verändert sich mit dem Augenblick da man zu fragen beginnt. Ich könnte auch sagen, jedes Unglück fängt mit einer Frage an. Davor ist alles Unschuld. Kindliches Vorspiel im Paradies, aus dem Sie mit der ersten Frage heraustreten und zugleich den Fuß in ein großes Unglück setzen. Denn jede Antwort, so werden Sie bemerken, erzeugt in Ihnen neues Nichtwissen. Angesichts der Unmöglichkeit, jemals wieder in Ihr Paradies des Nichtwissens zurückzukehren, werden Sie eines Tages von einer großen Müdigkeit befallen, welche Sie nie mehr verlassen wird.

Derrida fragt

Woraus wird Morgen gemacht sein?

Komm, wir legen uns schwarze Binden vor die Augen und drehen uns im Kreis!

Vom Nichts das nicht nichts ist.

"Ah, was Sie nicht sagen!"

"Aber ich hab doch noch gar nichts gesagt..."

"Na eben!"

Der rote Faden

Man begegnet sich immer wieder. Das ist vielleicht die einzige Gewissheit, die man neben dem Tod haben kann: Man entkommt sich nicht.

Die Mutfrage

Stephané Hessel ist tot.

„93 Jahre. Das ist schon wie die allerletzte Etappe. Wie lange noch bis zum Ende? Die letzte Gelegenheit, die Nachkommenden teilhaben zu lassen an der Erfahrung, aus der mein politisches Engagement erwachsen ist...“
Das sind die einleitenden Worte seines gerade einmal 29 Seiten umfassenden Lehrstückes „Empört euch!“ Nicht viele Worte. Aber sie haben viel und viele bewegt.

Als ich mir das kleine Heftchen damals in der bereits 6. Auflage in Weimar in der Eckermann-Buchhandlung kaufte, setzte ich mich damit ins Café am Frauenplan und las es in einem Zug durch. Im Rücken hatte ich die Sonne und das nicht einmal 10 km entfernte KZ Buchenwald, welches Hessel überlebt hatte. Ich war aufgewühlt.
Gelernt hatte ich: politisch denken und handeln. Mit dem Denken hatte ich nie Probleme, beim Handeln jedoch ziehe ich es vor, wenn es darauf ankommt mich auf meine Künstlerseele zu berufen: ich bin ein sensibler und ängstlicher Mensch. Ich vermeide Konflikte und Konfrontationen; ich brauche die Harmonie. Wenn ich aus dem Hinterhalt rufen kann, dann tue ich es gern. Aber man stelle mich bitte nie nach vorn oder verlange von mir dass ich einen Stein werfe, und sei er auch nur verbal. Wenn mich meine politisch aktiven Freunde im Berlin der frühen 90er zu den allseits beliebten Mai-Demos schleiften und ich dort eingekesselt von Polizisten zwischen Kurden auf der einen und Nazis auf der anderen Seite meine ersten Panikattacken erlitt, dann hasste ich sie wochenlang dafür. Mein Harmoniegefühl war gestört, und ich musste jedes Mal literweise Bachblüten schlucken und im Lotossitz Mantras aufsagen bis ich wieder einigermaßen hergestellt war. Kämpfen ist einfach nicht meins, und wenn ich mich manchmal als „Salonkommunistin“ bezeichne, dann meine ich das auch so. Denn wenn man es als 18–jährige ohne Blessuren aus einem politischen Gewaltsystem in die Freiheit geschafft hat, wenn man endlich Zugang zum weltweiten Heiratsmarkt sowie zu allen Büchern hat die man schon immer lesen wollte, wenn man noch dazu den ganzen Tag trällern darf und damit sogar Geld verdient, dann sollte man einfach nur dankbar sein und ansonsten die Klappe halten wenn es anderswo auf der Welt weniger schön zugeht.

Dann also Hessel. Ich las mehr über ihn und sah mir Interviews an; so richtig konnte ich das Mysterium eigentlich nie begreifen, welches von ihm ausging. Ich erinnere mich aber an dieses elementare Gefühl, welches er in mir auslöste: Ich wollte plötzlich noch jemand anderes sein als ich schon war: nicht nur jemand, der im Wolkenkuckucksheim einer Kulturhauptstadt hockt und sich den schönen Künsten widmet – nein! Jemand, der etwas bewirkt in der Gesellschaft, der sie zum besseren hin mitverändert. Ach ja, das klingt jetzt pathetisch, aber so wars.

Es gibt heute mehr denn je Möglichkeiten, sich politisch zu beteiligen, ohne sich irgendeiner Gefahr auszusetzen. Man muss nicht einmal mehr mutig sein. Organisationen wie "Avaaz" machen es einem so leicht wie nie, seine Stimme zu erheben. Statt dämliche Katzenbilder zu teilen kann man Facebook benutzen um auf Missstände und Unrecht in aller Welt hinzuweisen und auf politische Systeme einzuwirken. Ich glaube nicht mehr daran, dass ein Einzelner nichts bewegen kann, weil wir mit den derzeitigen medialen Mitteln erstmals in der Geschichte der Menschheit die Möglichkeiten haben, innerhalb weniger Stunden aus einer Stimme eine Million Stimmen zu machen. Man muss nicht einmal global denken, man muss nur um die Ecke schauen:

Wenn sich alle, aber auch wirklich alle meine Bekannten und Freunde hier in Wien auch heute wieder tagesaktuell im Gespräch darüber aufregen, wie Österreich mit seinen Flüchtlingen und generell mit Menschen aus sogenannten Drittstaaten umgeht, sich jedoch seit langem nichts, aber auch gar nichts an dieser Situation ändert, dann möchte ich sie fragen: Was ist los mit euch? Woran liegts?

Ich bin irgendwie gehemmt, in einem Land, in welchem ich selbst Gast bin, meine Stimme zu erheben und die hiesige Politik offen zu kritisieren. Vor zwei Wochen war ich bei einer Demonstration gegen die derzeitigen unmenschlichen Abschiebegesetzte dieses Landes. Weil es nämlich – um mit Slavoj Zizek zu sprechen – nichts anderem als dem Faktor x, also einem glücklichen Zufall zu verdanken ist dass ich in Deutschland geboren wurde und deshalb anders behandelt werde. Und weil bereits hier eine Solidarität anfängt, zu der Hessel in seiner Schrift aufruft:

„Die in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 niedergelegten Rechte sind universell. Wann immer sie jemandem vorenthalten werden, und ihr merkt es: Nehmt Anteil! Helft ihm, in den Schutz dieser Rechte zu gelangen!“

Aber was ist das schon, auf eine Demo zu gehen. Ich wäre gerne noch viel mutiger. Tja, Mut. Da sind wir bei der Kernfrage. Wird man schon mutig geboren? Oder wird man mutig wie Hessel, indem man den Naziterror überlebt? Was macht einen mutigen Menschen überhaupt aus? Wir haben heute vor so vielen Dingen Angst. Seltsamerweise vor den falschen. Wir registrieren kaum mehr Fukushima, aber wir haben Angst vor Viren, bevor diese überhaupt ausgebrochen sind. Diese Welt ist so verrückt, dass ich mich manchmal frage, wie ich so glücklich in ihr leben kann.

Dass mich Hessels Tod betroffen macht ist nicht die Tatsache an sich. Es ist das Wissen, dass mit ihm jemand gegangen ist der anderen Mut gemacht hat selbst mutig zu sein, und dass an seinem Platz eine Lücke sein wird. Aber er hat uns etwas aufgetragen.
Tun wir es. Empören wir uns!

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Die Leichtigkeit ist eine goldene Nuss

Die Leichtigkeit ist nichts, was einem leicht fällt. Sie ist vielleicht das am Schwersten zu Erreichende überhaupt und nicht zu verwechseln mit der Gelassenheit, welche nichts anderes ist als eine ins Goldmäntelchen der Erhabenheit gekleidete Resignation, die wiederum ihre Entstehungs- bedingungen an nichts anderes knüpft als an die Resignation selbst.

Die Leichtigkeit hat als Notwendigkeit die Überwindung einer wie auch immer gearteten Schwere zur Vorbedingung. Die Schwere ist die Schwester der Leichtigkeit, oder umgekehrt. Mit Leichtigkeit können wir uns etwas schwer machen, und es fällt uns schwer, etwas leicht zu nehmen.

Deshalb fällt einem die Leichtigkeit weder leicht noch kommt sie leichtfüßig oder gar leichtfertig daher, wie ihr Name vermuten lassen könnte. Sie ist eine goldene Nuss, deren Glanz, d. h. deren Schönheit ihres Namens uns leicht übersehen lässt, dass hier zuerst etwas Hartes überwundenwerden muss, um an die eigentliche Frucht heranzukommen. Fast immer ist Leichtigkeit das Resultat eines Ringens um sich selbst. Das macht es ihr natürlich schwer, spontan irgendwo aufzutreten und leicht zu sein, und eben dieses ihr innewohnende Paradox macht sie zu etwas Kostbarem. Deshalb sind wir beglückt, wenn wir sie in uns oder bei Anderen vorfinden: wir wissen, dass die Leichtigkeit kein Leichtes ist.

Verwählt

Das Leben ist hinterhältig. Es hält nichts von dem, was es uns versprochen hat. Das Leben hält nichts, und wir müssen das aushalten. Wir müssen das Leben aushalten, und dazu müssen wir auch noch uns aushalten, in diesem Leben drinnen, das uns so viel versprochen hat und nun nichts hält. Dabei ist das Leben ganz unschuldig. Das Leben hat uns ja nichts versprochen, sondern wir haben uns etwas von ihm versprochen. Jetzt sitzen wir vor unserem Leben, schauen darauf und werden ganz traurig dabei. Das hält das Leben auch nicht lange aus.
Wie in eine leere Schüssel schauen wir in unser Leben hinein. Eigentlich ist sie halb voll, aber wir sehen das nicht. Wir können das nicht so sehen. Um das so sehen zu können, müßten wir blind sein.

Dabei haben wir alle irgendwann einmal die Wahl gehabt. Das sagt einem zumindest jeder: Du hast dir das selbst so gewählt! Ob wir die Wahl haben oder ob die Wahl nicht viel mehr uns hat, ist dabei noch nicht einmal geklärt. Fest steht, dass wir daran glauben, eine Wahl zu haben.
Dabei hatte die Wahl uns bereits lange bevor wir geglaubt haben, wir hätten die Wahl. Bevor wir das bemerkt haben, hatten wir immerhin ein Gefühl der Wahlfreiheit. Das ist nun vorbei. Wir bemerken: Diese eine Wahl, die wir hätten haben können, wir haben sie nicht gewählt. Sie ist uns zugestoßen, wie einem eine Krankheit zustößt oder ein Busunglück.

Das klingt tragischer, als es ist. Man muß nur bereit sein, sich damit abzufinden. Man muß in die Schüssel schauen und sagen: mein Leben hat nicht stattgefunden. Ich habe zwar eine Wahl gehabt, aber ich habe mich verwählt. Ich habe die falsche Nummer gewählt, und deshalb habe ich mein Glück nicht gefunden, oder mein Glück konnte mich nicht finden. Mein glückliches Leben ist an mir vorbeigezogen. Es ist gleich weitergezogen zu einem Anderen, wo es ein besseres Leben gehabt hat als bei mir. Ich hätte mit ihm ohnehin nichts anfangen können. Ich hätte mein glückliches Leben nur unglücklich gemacht.



Anmerkung: Dieser Text entstand unmittelbar nach dem Lesen der "Winterreise" von Elfriede Jelinek. Die Nebenwirkungen sind offensichtlich und ein gutes Beispiel für mich, wie Lesen Sprache direkt beeinflusst, staut, aufreißt und wieder in Fluss bringt, wenn auch in einen anderen als den eigenen.


BEITRÄGE

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Terpsichore - 22. Aug, 10:22


Das Weblog TERPSICHORE wird vom Deutschen Literaturarchiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreibende erklären sich einverstanden.


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Comments

Aha,
help
Vielen lieben Dank, aber...
help

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