Bei unserer Geburt fallen wir auf ein weißes Blatt Papier. Blutrot zeichnet sich der Abdruck des Fötus, von nun an sind wir auf der Suche nach den Farben unseres Lebens.
Terpsichore - 15. Sep, 13:40
Ich liege im Bett, beide Füße in Gipsverbänden. Die Schmerzmittel, die ich einnehme, vernebeln mir die Sinne, und was noch zu mir durchdringt, erheitert mich nicht unbedingt. Staubsaugergeräusche, verursacht von meiner zu Hilfe geeilten Mutter, die es sich offenbar zur Herausforderung macht, meine Wohnung keimfrei zu bekommen. Als würde ich in einer sterilen Umgebung besser genesen.
Ich kann ihr nicht sagen, dass mich das stört, es würde sie kränken. Ich bin wieder abhängig von ihr, wie damals, als ich ein kleines Kind war. Stillschweigend fügen wir uns beide in diese Vereinbarung, die so etwas wie ein Nachholen, ein Nachbessern ihrerseits sein soll, das fühle ich. Und so erlaube ich ihr, in meiner Welt wie ein Fremdkörper herumzufuhrwerken und die Dinge so zu verstellen, wie sie es zweckmäßig findet. Im Gegenzug erfüllt sie mir jeden Wunsch, den ich äußere. Legt Platten auf und dreht sie um, nicht ohne vorher Staub darauf zu wischen, kocht mir meinen Lieblingskaffee, holt mir Walnussbrötchen vom Bäcker und beschmiert sie mit Trüffelleberpastete, serviert mir alles mundgerecht, stützt mich, wenn ich an Krücken ins Bad muss, was meist mehr als 10 Minuten dauert, öffnet die Türe für Besucher und den Arzt, der mir den Verband wechselt, füttert und streichelt den Kater und bringt mir den Laptop ans Bett. So, sagt sie, nun ist wieder alles IN ORDNUNG.
Schreiben. Eine Erlösung. Das, wovor ich eine Zeitlang geflüchtet bin, wird nun wieder Zufluchtsort. Ich freu mich an den Worten, die auf die rosa Seite klettern, das Klackergeräusch der Tasten lässt mich so lebendig fühlen. Worte. Meine Worte. Wo wart ihr nur solange...
Terpsichore - 15. Sep, 11:12