SPRICHWORTE (1966-1969) /// EINS (Rom, im Bett, dösend, in der nacht vom 27. auf den 28. juni 1966) // man beginnt zu singen / und man singt, um zu enden // ZWEI // zum singen ist geboren, / wer vom lieben stirbt // zum lieben ist geboren, / wer vom singen stirbt // DREI // wer zum singen geboren, / singt auch im sterben // VIER // wer zum lieben geboren, / wird vom lieben sterben // FÜNF // bei der geburt weißt du nichts / im leben lernst du wenig / im sterben aber wird dir scheinen / die einzige lehre / sei diejenige, die sich läutert / wenn sie in der liebe sich absondert // SECHS // wir könnten fortfahren
Giuseppe Ungaretti (dt. von mir, hatt' ich mal bei mir eingestellt)
Angesichts von FÜNF würd ich sagen, ja, auch später, dann, noch zu lesen. Aber dann SECHS, wie ist das mit dem Fortfahren?
Gedachtes am Leben halten - mir zerfällt es im Fahren. Ich fahre so viel. Und dann ist es in die Landschaften entwichen, die ich mittlerweile auch mit Musik besetzt habe. Froh bin ich dann, wenn ich anderswo lesen kann.
Es schmecket salzig sein Blut, und schmecket
Säuerlich, und süßlich ist’s, wie’s dem Blut nun mal eigen
Es verleihen der Tränen
So viele immer mehr Würze ihm, deinem Herzen.
So vieler Tränen Frucht, dieses dein Herze,
Reiß es dir aus : schling’s runter : iß satt dich daran.
Giuseppe UNGARETTI (dt. von mir - doch, ich mag meine u-übersetzungen)
zu SECHS, liebe Frau Alma: die landschaft paßt als klangkörper dazu sehr. das perspektivische weichen der fluchtlinien. sie zersingen. das beschreiben.
schicken Sie mir das sich ergebende! das ganz anders klingen darf als das, was sich mir ergab, das wiederum ganz anders klang als das, was sich Ihnen ergab. es ergibt sich. ja das eine besonders, von pavese. er, über den platz in rom... muß es nachlesen. und fiele mir eine fichtennadel dann aufs buch... top!
Das Weblog TERPSICHORE
wird vom Deutschen Literaturarchiv Marbach archiviert und der Öffentlichkeit auch andernorts zugänglich gemacht. Mitschreibende erklären sich einverstanden.
Giuseppe Ungaretti (dt. von mir, hatt' ich mal bei mir eingestellt)
Ungaretti las ich nie. Das muss ich bald nachholen. Oder kann ich mir Zeit lassen, ist er ein Autor für das Alter?
Gedachtes am Leben halten - mir zerfällt es im Fahren. Ich fahre so viel. Und dann ist es in die Landschaften entwichen, die ich mittlerweile auch mit Musik besetzt habe. Froh bin ich dann, wenn ich anderswo lesen kann.
Es ist Heißhungerstunde, Stunde dir, Narr du.
Reiß aus dir das Herze.
Es schmecket salzig sein Blut, und schmecket
Säuerlich, und süßlich ist’s, wie’s dem Blut nun mal eigen
Es verleihen der Tränen
So viele immer mehr Würze ihm, deinem Herzen.
So vieler Tränen Frucht, dieses dein Herze,
Reiß es dir aus : schling’s runter : iß satt dich daran.
Giuseppe UNGARETTI (dt. von mir - doch, ich mag meine u-übersetzungen)
zu SECHS, liebe Frau Alma: die landschaft paßt als klangkörper dazu sehr. das perspektivische weichen der fluchtlinien. sie zersingen. das beschreiben.
und man singt um zu enden/
man beginnt zu singen/
im sterben aber wird dir scheinen/
wer vom singen stirbt/
zum lieben ist geboren/
wir könnten fortfahren/
Ich mag Ihre Übersetzung auch. Das können Sie jetzt sogar wieder rückübersetzen! ;-)
Der Begriff Feld- Wald- und Wiesenmusik (wahlweise -lyrik) bekommt doch so eine viel größere Bedeutung.
imparato non ho
se non per finta
di cantare
e la voce muore
là dove finisce
la parola
e comincia il canto
ma poi ti sembra
di essere in amore
e ricominci da capo
chiedendoti
di quanta n’è
di voce per il solo
fatto di essere nato
Das
Rom gedenkend.
Pavese.
Und uns.
Ah, dass ich
War doch gestern erst
dass Terpsichore schlief.
Aber Erwachen ist immer.